Thomas Kreuzaler, Meike Kreuzaler, Hedda Kreuzaler, Thorben Kreuzaler, Manfred Kreuzaler, Martin Kreuzaler, Helga Kreuzaler, Andree Kreuzaler, Stefan Kreuzaler, Christina Kreuzaler

Zum Glotzen

"Fottos gucken?"

Schwester Helga (um 1955)
Helga, das traurige Kind (nach Kriegsende, wahrscheinlich auf dem Bauernhof, ca. 1947)

Mutter kam immer zu kurz...

Mutter Helga, geborene Meißner, kam immer zu kurz: vor allem beim  Erzählen  der Geschichte ihrer Familie und ihres Lebens. Da war Vater Manfred dominanter.

Wir machen das hier gut. 

Die Familie früh zerrissen durch den frühen Tod der Mutter, der sie schon mit 8 Jahren zum Halbwaisen machte, der Vater viel unterwegs, im Krieg außer Haus und danach kaum interessiert an ihr und ihren Brüdern, um die sich in der Kindheit kümmern musste. 

Nach Ende des Krieges, gerade 9 Jahre, traumatisiert durch die britische Bombardierung Swinemündes 1944, die sie mit 8 Jahren im großelterlichen Fischereibetriebs- und Wohnhaus am Bollwerk, der Hafenmole in der Mündung der Swine in der dabei zerstörten Nachbarschaft überlebte, von den polnischen Besatzern terrorisiert, von einer russischen Militärarztin beschützt, und dann doch vertrieben, fliehen die Kinder mit der Tante Käthe nach Berlin, wo sie sich zwei Wochen alleine mit ihren Brüdern Detlef und Heino, die in  Kinderbanden in den Ruinen ess- und verwertbares suchen, als Straßenkind in den Berliner Nachkriegswirren durchschlägt, weil die von der Tante bezahlte Pensionswirtin verkündet, dass sie raus müssten, weil das Geld der Tante, die nochmal nach Swinemünde will, aufgebraucht ist. Mit Glück die Tante  in Berlin wieder getroffen und den Kontakt zu den jüngeren Brüdern nicht verloren. Da wurde sie 11 Jahre alt.

Dann verliert sie den Fischer-Großvater in Ahlbeck und kurz danach Großmutter, um darauf von ihrer Tante Käthe als 12-jährige im Bassumer Raum in Norddeutschland als Bauernmagd verdingt zu werden, während ihre Brüder in Kinderheime kommen. Schwere Arbeit von früh bis spät auf dem Hof einer Familie erschwerten ihren Schulbesuch ("Die Schweine gehen vor!"), trotzdem den Schulabschluss geschafft und dann im aufstrebenden Ruhrgebiet zur Schwesterschule nach  Marl ins Ruhrgebiet an die moderne Paracelsusklinik gegangen. Grosse und greifbare Auswanderungsträume nach Kanada und England, doch dann verliebt in den Patienten Manfred,  schwanger, verheiratet und hängengeblieben in  Marl, zur Aufgabe des Berufes gedrängt, Mutter, Hausfrau mit Ambitionen ohne große Chancen auf Realisierung.

Hartes Leben, harter Charakter, viel psychisches Gepäck und keine posttraumatische Therapie - wahrscheinlich ein allzu typischer Lebenslauf für diesen Jahrgang. 

Du verdienst Deine Ruhe und einen besseren Ort, wer weiß, ob im nächsten Leben da nicht kompensiert werden kann.